USA 4: Viva Las Vegas

USA Las Vegas / USA

von Philipp (2010)

11. Tag: Camping-Ende

In der Früh ist es empfindlich frisch, zum Teil hat sich in schattigen Stellen des Sees eine dünne Eisschicht gebildet. Wir packen das Zelt besonders sorgfältig ein, da wir ab jetzt nur noch in Hotels schlafen werden. Im Nachhinein hat sich noch das Death Valley auf unseren Reiseplan geschummelt, und dazu wollen wir schon heute nach Las Vegas fahren. Dazwischen liegt allerdings noch der Zion National Park. Weil wir keine neuen Lebensmittel mehr kaufen wollen, gehen wir zum Frühstücken in Ruby’s Restaurant, tanken voll und machen uns auf die Socken.

Der Zion National Park ist, verglichen mit den bisherigen, der grünste, obwohl er auch nicht mit geologischen Highlights geizt. Gleich nach der Einfahrt geht es durch einen Tunnel, bei dessen Planung seinerzeit niemand mit den aktuellen Riesen-Campingbussen gerechnet hat. Deshalb gibt es eine Ampelregelung. Interessanter Weise führt der Tunnel nicht quer durch den Berg, sondern knapp an seiner Flanke entlang, so dass es einige Fenster nach draußen gibt, die auch von der darunter liegenden Serpentinenstraße zu erkennen sind.

Zion National Park

Zion National Park

Im Park selbst ist während der Saison kein Individualverkehr erlaubt, anstelle dessen gibt es einen Bus-Shuttle, der bis zum hintersten Parkplatz führt. Dort gibt es die Gelegenheit zum Spazierengehen weiter in den Canyon hinein. Man kann am Ende dieses Wegs erkennen, dass der Berg aus eine oberen, harten Sandsteinschicht, und einer unteren, weicheren besteht: der Virgin River hat sich in seinen oberen Teil mühsam einen engen Schlitz in das harte Gestein gefressen (ein Slot-Canyon, der momentan wegen Hochwasser gesperrt ist), sobald er aber weiter unten in die weichere Schicht gelangt, kann er sein Bett verbreitern. Über die Jahrmillionen ist dort auch die obere, harte Schicht nach und nach abgetragen worden, und der Virgin River hat hier ein breites, bewaldetes Bett.

Gut 150 Meilen sind es noch bis Las Vegas, und dafür nehmen wir die Interstate 15, die zum Teil spektakulär über einen Gebirgszug führt. Speziell Sattelschlepper halten sich hier kaum an die Speed Limits, und so kann es passieren, dass einen bei 10, 15 Meilen oberhalb der legalen Grenze plötzlich ein Kühlergrill im Rückspiegel angrinst. Aber auch dieser Teil der Strecke geht vorbei, und nach etwa zwei Stunden taucht die Silhouette der Stadt in der Wüste auf.

Vegas!

Die Interstate führt mitten in die Stadt, und der Las Vegas Strip und Boulevard liegt nur wenig abseits davon. Für die eine Extra-Nacht quartieren wir uns im Stratosphere Tower ein, dem höchsten Gebäude der Stadt (die Zimmer liegen allerdings im klassischeren Teil des Hotels). Nicht dass wir nicht versucht hätten, ein Zimmer im Bellagio oder Treasure Island zu bekommen, aber bei *den* Preisen…

Am Abend machen wir einen Abstecher zur Fremont Street, dem „alten“ Las Vegas. Hier stehen das Golden Nugget, oder der berühmte, grüßende Neon-Cowboy. Die Straße ist mit einem Riesigen Bildschirm überdacht, auf dem stündlich ein Musikvideo gezeigt wird. Grell, bunt, laut, und hinter jedem einzelnen Eingang verbergen sich hunderte von Spielautomaten.

Später am Abend kehren wir zurück ins Hotel und nutzen die Fahrkarte, die im Zimmerpreis enthalten ist, zur Liftfahrt auf die Aussichtsplattform des Turms. Hier genießen wir die tolle Aussicht über die hell erleuchtete Stadt, und Alex spielt mit dem Gedanken, einen Bungee-Sprung von der Plattform aus zu machen. Ich bin da gleich kategorisch dagegen…

12. Tag: Im Tal des Todes

Weckruf um 7:15! Feueralarm, gottseidank nur ein Fehlalarm. Es gibt gemütlicher Wege, um aus den Federn zu kommen… Wir räumen nach dem Frühstück wieder unser Zeug ins Auto und machen uns auf den Weg in die Wüste. Eine Zeitlang geht’s am Highway 95 dahin, bis wir schließlich ins Gebiet des Parks kommen. Unser erstes Ziel ist Dante’s View, ein hochgelegener Aussichtspunkt mit Blick über das ganze Tal und die dahinter liegenden Bergkette mit dem Telescope Peak. Wie aufgemalt zieht sich das dünne schwarze Asphaltband durch die hellbraun-weiße Ebene im Tal. Auf dem Weg zurück läuft vor uns ein Kojote über die Straße, leider zu schnell für die Kamera. Er beobachtet uns noch kurz, hinter Büschen versteckt, dann verschwindet er.

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Zabriskie Point

Kurz darauf gelangen wir an den Talgrund, der rund 80m unter dem Meeresspiegel liegt. Stellenweise sieht man Überbleibsel aus dem frühen 20. Jahrhundert, als in der Gegend Borax abgebaut wurde. Mit Muli-Gespannen und später mit dampfbetriebenen Traktoren wurde das Material abtransportiert. Heute befindet sich in Furnace Creek nicht viel mehr als ein Campingplatz, ein Museum, ein Flugfeld und eine Tankstelle (mit astronomischen Preisen natürlich). Wir machen Mittagspause mit einem Snack, und fahren weiter nach Süden, zum Artists Drive. Die verschiedenen Oxide im Gestein bilden bunte Flecken auf den Berghängen, die aussehen wie die Palette eines Künstlers.
Etwas weiter im Süden kommen wir zum Devils Golf Course und dem Bad Water Bassin, den tiefsten Stellen des Tals. Das abgelagerte Salz bildet hier vielfältige Kristalformen, und in Bad Water lebt sogar eine kleine Schnecke im ansonsten ungenießbaren Wassertümpel. Fast 90m oberhalb der Straße ist ein kleines Schild im Abhang befestigt: „Sea Level“.

Über den Salsberry-Pass verlassen wir das Tal im Süden und kommen nach Shoshone (Schau, schau!), von wo aus der Charly Brown Highway wieder Richtung Las Vegas führt.

Zurück in der Stadt beziehen wir unser Zimmer im „Venetian“. Alle Hinweistafeln in diesem Riesenhotel scheinen immer wieder in Richtung Casino zu zeigen… Hier darf man sich allerdings kein europäisches Casino erwarten, Exclusivität oder Eleganz. Es stehen einfach hunderte von Einarmigen Banditen herum, wie in jeder Bahnhofs- oder Dorfkneipe – mit dem selben Klientel. Und es darf gequalmt werden was das Zeug hält.

Die Ausstattung und die Zimmer sehen nobel aus, man sollte allerdings nirgends zu genau hinschauen; von echtem Luxus ist die Sache weit entfernt, das meiste ist schnell-schnell irgendwie zusammen geschustert.

Den Abend verbringen wir in der Umgebung, wir sehen uns die Shows vor den Hotels an (den künstlichen Vulkan vor dem „Mirage“ und die Piraten/Sirenen-Show vor dem „Treasure Island“) und essen im „Planet Hollywood“, in einer Ausstellung aus Filmrequisiten.

13. Tag: Hoover Dam und blaue Männlein

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Turbinenhalle Hoover Dam

Der heutige Ausflug bringt uns zum Hoover Dam, ein in den 1930ern errichtetes Stauwerk, durch dass der Colorado River zum riesigen Lake Mead aufgestaut wurde. Kurz davor gibt es Sicherheitskontrollen auf der Straße, später noch flughafenähnliche im Visitor Center, aber wir schaffen es doch, in eine Führung des Kraftwerks zu kommen.
Mit einem Lift geht es hinunter in die Turbinenhalle, während ein möglicherweise betrunkener Guide witzige Geschichten über den Damm erzählt. Beim Bau sind gewaltige Stollen gebaut worden, um überhaupt erst mit dem Betonieren beginnen zu können, eine riesige Klimaanlage hat geholfen, den Beton auszuhärten, und die Rohre mussten in Fabriken vor Ort erzeugt werden, da sie sonst nicht transportierbar gewesen wären. Selbstverständlich hängen von den Portalkränen in der Turbinenhalle riesige „Stars and Stripes„, und am Ende des Informationsvideos haben selbst wir fast das Bedürfnis, aufzustehen und die Nationalhymne zu singen. Das wird uns auch später noch einmal, im Boeing-Werk, begegnen…

Wieder in Vegas fahren wir mit der „Monorail“ und sehen uns das „Excalibur“ an, dann spazieren wir den Strip entlang wieder zu unserem Hotel, wo wir eine Vorstellung der Blue Man Group gebucht haben. Die drei Typen in ihren blauen Masken sind gewaltig. Wortlos, nur mit Gesten und Augenmimik, mit Trommlerei und Farbeffekten bieten sie tolle Unterhaltung!

httpv://www.youtube.com/watch?v=LOL8-qIYemg

Absolut sehenswert.

So endet unser Kurzaufenthalt in der Stadt der Spieler. Am nächsten Morgen bringen wir das Auto zurück, und fliegen ins kühle Seattle.

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