Nordwärts

Dänemark Dänemark
Deutschland Deutschland
Österreich Österreich

WohnmobilWohnmobil

von Philipp (2014)

Dieser Artikel ist der Beginn der Geschichte "Reise zum Nordkap".

Einleitendes…

Wie präzise und detailliert soll man mit seinen Zielen um sich werfen, wenn man sich selbst nicht sicher ist? Ein sehr kluger Mensch hat mir gesagt, dass es Zeichen wahrer Größe ist, sich und anderen gegenüber einzugestehen, ein Ziel nicht erreicht zu haben. Das stimmt schon, aber trotzdem möcht ich die Sache gern gerade so vage halten, dass am Ende sozusagen immer ein „Geschafft!“ raus kommt. Also:

Wir fahren nach Norwegen. In einem 80PS-Gefährt mit der Aerodynamik einer Tiefkühltruhe – einer großen Tiefkühltruhe. Beheizt, mit ausreichend Schlafgelegenheit und Einbauküche.

Was genau „Norwegen“ bedeutet, werden wir sehen. Stavanger sollte sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgehen. Jedes Breitengrad mehr ist schön, bei etwa N71° wäre spätestens Schluss. Wir werden sehen.

Und noch etwas: am Tablett die Fotos von der Kamera einzulesen und zu bearbeiten ist mir zu mühsam. Es wird hier also vermutlich kurzfristig keine Fotos geben, dafür umso mehr Rechtschreibfehler und vor allem wahrscheinlich falsche Schreibweisen skandinavischer Namen, und wenige Links. Das wird dann alles von daheim aus nachgereicht.

 …und los geht’s…

Nachdem sich die diversen Vorbereitungen länger hingezogen haben als erwartet, starten wir mit ein paar Tagen Verspätung. Der Plan für die ersten paar Tage ist es, Deutschland und Dänemark auf schnellstmöglichem Weg zu durchqueren, in Hirtshals die Fähre nach Kristiansand zu nehmen, und Stavanger zu erreichen.

Man beachte dabei die Formulierung „schnellstmöglich“. Das kleine Anhängsel „…möglich“ ist ein Zugeständnis an die Gesetze der Fahrzeuglängsdynamik. Man stelle sich also vor: eine Karosserie, gut 2.20m breit und 3.30m hoch. Dazu ein bis an die letzte Nachkommastelle ausgenutztes „höchstzulässiges Gesamtgewicht“ von 2800kg. Und 80PS. Peh-Es, nicht ka-Weh. Unsere Jungfernfahrt vor einigen Wochen über Triebener Tauern und Gaberl war ein dementsprechendes Erlebnis. Gut, der Kühlwassertank war seinerzeit nicht ganz voll, an der Gesamt-Performance wird das aber nicht wirklich was ändern – erreicht der Zeiger halt 15 Sekunden später die 110°C… Aber, wie sprach der Philosoph? In der Ruhe liegt die Kraft.

Österreich und Deutschland

Weil wir uns, wenn’s ernst wird, nicht lumpen lassen, haben wir uns eine Autobahn-Vignette gekauft, und dürfen uns deswegen in Sachen Steigung allein auf die Südrampe des Gleinalm-Tunnels konzentrieren (in Wirklichkeit outen sich mit dem Camper Streckenstücke als Steigungen, von denen wir dies zuvor niemals vermutet hätten). Und was nicht weniger relevant für das Vorankommen ist, ist der Gegenwind. Der kann einem ganz schnell 15 oder 20km/h vom Tacho runterreißen.

Die ersten zwei Tage vergehen also im Kampf gegen die diversen Fahrwiderstände, und praktisch ausschließlich auf der Autobahn. Über das Voralpenkreuz und Passau nach Nürnberg, wo wir auf einem unauffälligen Campingplatz übernachten, dann weiter über Würzburg und Kassel nach Hannover.

Ein kurzer Einschub zum Thema Formel-1-Weltmeister: mich persönlich wundert’s nicht, dass seit einer gefühlten Ewigkeit die F1-Weltmeister aus Deutschland kommen. Aus erhöhter 90km/h-Perspektive ergibt sich nämlich folgender Eindruck: die einen deutschen Autobahnbenützer können gut: Gas geben, dabei Stoßstange-an-Stoßstange fahren, und Spurwechseln als wären sie alleine. In deren Adern fließt Vettelschumisaft. Die anderen deutschen Autobahnbenützer können gut: Spurwechseln als wären sie allein. Das mag aber vielleicht auch nur ein sehr subjektiver Eindruck sein…

Zurück zu Hannover. Dort verleitet uns der wohlklingende Name „Parksee Lohne“ zur Einkehr auf einem Campingplatz, der zwar tatsächlich in schöner Lage, aber zu 50% von Dauercampern aus den späten 60ern (oder in den späten 60ern?), und zu 50% von Entenkake belegt ist. Dem Wohnmobilbewohner ist das allerdings für eine Nacht egal, und so lernen wir die geschmacklichen Vorzüge von Ravioli mit Basilikumsugo zu schätzen.

An der Nord-see-küs-te,…

Obwohl wir in den ersten beiden Tagen jeweils „nur“ knapp 500km geschafft haben („nur“, weil vor nicht Allzulangem das doppelte per Motorrad als Tagesetappe zwar viel, aber nicht unschaffbar war), sind wir alle drei so geschafft, dass wir den Plan, so schnell als möglich zur Fähre in Hirtshals/Dänemark zu kommen, aufgeben und ein bisschen runterschalten. Und so bringt uns Tag 3 nur 350km weit an die Nordseeküste bei Husum. Dort finden wir einen netten Campingplatz auf „Nordstrand“, einer künstlichen Halbinsel, die durch mehrere Deiche dem Meer abgerauft wurde. Die Einheimischen sprechen wie in den „Werner“-Filmen, sind sehr freundlich, und die Krabben, die wir am Abend essen, waren zu Mittag noch im Meer. Dort hätten wir auch gerne an einer Wanderung ins Watt mitgemacht, dafür ist der Zwerg aber noch ein paar Jahre zu klein, und in der Trage wär das nichts. Später vielleicht mal…

Deich in Nordstrand

Deich in Nordstrand

Tag 4 wird dann noch einmal eine Stufe gemütlicher mit 140km. Wir passieren die Grenze nach Dänemark und finden die Insel Rømø, die über einen kilometerlangen Damm mit dem Festland verbunden ist. An der Westküste gibt es einen langen Sandstrand, den man auch per Auto befahren kann. Und tatsächlich tummeln sich dutzende Autos nahe dem Meer, auch Wohnmobile. Wir fahren also ein Stück und machen dann Pause, um dem Zwerg seinen ersten Meeressand zu zeigen. Er krabbelt ein bisschen herum und untersucht das seltsame Zeug mit spitzen Fingern, es erscheint ihm allerdings nicht essbar. Nach einer Stunde Herumgeblödel wollen wir wieder zurück ins Dorf Lakolk, dessen Campingplatz uns empfohlen wurde. Allein, der Wunsch ist nicht genug…

Wieder ein kurzer Einwurf, aus dem Nähkästchen. Wir sind ja inzwischen unglaublich erfahrene Offroadspezialisten. Ob ausgewaschene Schotterstrecken in Island, Felspassagen in den USA oder Strände in Costa Rica, wir meistern alles souverän und ohne mit der Wimper zu zucken. Wir waren sogar in Neuseeland mit dem WoMo am Strand. Hier in Dänemark allerdings hat die Physik den Ingenieur überlistet. Ob die oberste Sandschicht zu locker, das Reifenprofil zugesetzt, zu wenig Gewicht auf der Vorderachse, oder ein bisschen was von allem (an der Fahrkunst kann’s wohl nicht liegen): der dicke Camper will einfach nicht loskommen. Das Wegschieben der Sandmugel vor den Reifen bringt auch nix, Reifendruck senken genausowenig, und Alex prophezeiht uns schon fast das Schicksal des in den Fluten versinkenden Suzukis aus Costa Rica. Ein deutsches Pärchen versucht uns schon zu helfen, als plötzlich ein roter Unimog auftaucht, einschlägig bereift und mit Seil ausgerüstet. Er bietet uns kurz und schmerzlose Rettung an, gegen wohlfeile 25EUR. Wir diskutieren nicht lang, und ratzfatz ist unser rollendes Wohnzimmer wieder flott. Wir pfeifen jetzt auf weitere motorisierte Strandpartien und verfügen uns auf sicherstem Weg in Richtung Asphalt. Nur nicht unterwegs anhalten, obwohl der freundliche Unimogfahrer, der sich mithilfe seiner und der Fähigkeiten seines Fahrzeugs die Wochenenden finanziert, uns versprochen hat, dass die 25EUR mehrmaliges Freischleppen am jeweiligen Tag erlauben. Deppen-Flatrate sozusagen.

Am Strand von Rømø

Am Strand von Rømø

Unimog

Unimog

 

Der empfohlene Campingplatz sieht auf erstem Blick etwas wild aus, da die ersten Reihen von eng aneinander parkenden Dauercampern belegt sind. Dahinter gibt es aber großzügige Stellplätze, von denen wir uns einen einsam gelegenen aussuchen. Nach der heutigen Aufregung (die ein Streckenäquivalent von mindestens 300km hat) verzichten wir auf Selbstzubereitetes und gehen essen; natürlich wieder etwas mit Krabben…

Track

8 Kommentare zu “Nordwärts”

  1. Siggi sagt:

    Uiiii ein neuer Blog!
    Danke!
    Alles gute für eure Reise!
    Warte schon gespannt auf weitere Beiträge!
    Liebe Grüße
    Siggi

  2. Silvie sagt:

    Muahaha…Deppen-Flatrate….das Wort des Jahres 🙂
    Viel Spaß euch weiterhin, meine Lieben
    Bussi Silvie und Co

  3. Renate U sagt:

    Viele schöne Wochen ohne Strand- oder ähnliche Probleme
    Bussi Mutti

  4. Karin sagt:

    Hallo Ihr 3!!
    Fein, dass es euch gut geht – wir wünschen euch alles Gute und kommt vor allem gesund wieder hier in Österreich an….auf die Berichte warten wir schon gespannt…und auch auf eine Route, die wir dann vielleicht mal „nachmachen“ können… *ggg*

    Lg Karin mit den restlichen 3 Schnüren

  5. Harald sagt:

    Hi. Schönen Urlaub, gute Reise.
    Nicht vergessen 80PS. 1 Tag fürs Nachhausfahren mehr einrechnen 😉
    GlG Harald

  6. Nicole sagt:

    ein hallo an euch 3,
    na das riecht ja förmlich nach abenteuer, freu mich auf weitere berichte!
    gute fahrt u knuddelt mir finn ordentlich!
    lg nicole&flora 🙂

  7. Martin sagt:

    doch das falsche Auto gekauft: http://www.lego.com/en-us/tech.....nimog-u400
    Wünschen euch noch einen schönen Urlaub

  8. datom sagt:

    Super Schilderung, vor allem die G`schicht mitn Unimog. Bei Deppen Flatrate hat`s mir die Tränensäcke aus`ghängt.Das is ja: „unwahrscheinlich“ wie`s bei Euch zugeht.
    Liebe Grüße und Weitermachen !
    Tom