von Philipp (2009)

Maturareise 1989 nach Griechenland. Santorin, um genau zu sein, Kamari an der Südost-Küste. Viel hab ich damals von der Insel nicht mitbekommen, außer dass ein Cocktail „faavhandret-fifti“ Drachmen gekostet hat. Wodka-Orange war billiger, und man musste nicht ständig die eingelegten Kirschen entsorgen… Mopeds hatten Auspuff, Licht oder Kennzeichen, aber nie alles gleichzeitig, und Helme waren sowieso etwas für Eier.

Zwanzig Jahre später…

Inzwischen haben alle Mopeds Kennzeichen, viele einen Auspuff und manche auch Licht, die Drachmen und eingelegten Kirschen sind verschwunden, und es ist zumindest theoretisch bekannt, wofür Helme gut sein können. Man fährt Quad und schreibt sich Facebook-Adressen aufs die Speisekarten.

Die Landung selbst ist schon einmal spektakulär. Windböen machen den Anflug zur Achterbahn, und während die eine Hälfte des Flugzeugs bereits aufgesetzt hat, entscheidet sich die andere zum Steigen. Zum Schluss sind wir fast versucht, mitzuklatschen. Charterflüge, pffft…

Unser Hotel liegt in Imerovigli, nördlich von Thira (oder Thera, oder Fira, oder ganz anders), ganz oben an der Steilküste der Caldera, unzählige verschachtelte Stockwerke nach unten. Bis zum letzten Tag hab ich mich hier bei jeder Gelegenheit verirrt…

Und los gehts mit Entspannung. Lesen, schlafen, musikhören, nixtun, super. Alex entdeckt die Liebe zu Nescafé Frappé neu, die Cocktails an der Bar sind leider recht bescheiden.

Quad Eins

Nach zwei Tagen borgen wir uns ein Quad aus, um die Insel zu erforschen. Recht wacklig zuerst, weil der Kompromiss zwischen „in-die-Kurve-legen“ (zwecks Nicht-Umfallen) und „Gewicht auf die Aussenseite“ (wegen fehlendem Differential) erst gefunden werden muss. Aber irgendwie gehts doch und macht Spass, vor allem auf Schotter. Gleich zu Beginn quälen wir das Vehikel die steile Serpentinenstraße oberhalb von Kamari hinauf. Tapfer wutzelt sich der 150er-Ofen um die Ecken, und wir überholen sogar einige Wanderer.

Selbstverständlich gibts in der Nähe einen Cache, allerdings etwas abseits, so dass wir auch ein wenig zum Spazieren kommen. So entdecken wir eine kleine Kapelle, die die angeblich einzige Süßwasserquelle der Insel bewacht. Weiter gehts nach Süden, mit einem Abstecher auf den Profitis Elias (den höchsten Punkt der Insel), zum Kap Akrotiri, natürlich unter Berücksichtigung der vorhandenen Caches. Überall gibts schöne Flecken mit Aussichten, und einen kleinen Snack für zwischendurch. Später am Nachmittag fahren wir ans entgegengesetzte Ende, nach Oia (das sich „Ia“ ausspricht). Am allerletzten Zipfel führt eine Straße hinunter ans Meer nach Ammoudi, wo gerade genug Platz zwischen Brandung und Fels für eine Reihe enger Häuser ist. Beim Spazieren am Kai kann es leicht passieren, dass man mit einem einzigen Schlag klatschnass wird. Hier finden wir ein kleines Lokal, in dem wir Muscheln und Oktopus zu Abend essen. Rutscht der Stuhl um fünf Zentimeter zur Seite, gibts einen Abflug ins Hafenbecken. Nachdem Santorin aussieht wie eine einzige Aussichtsplattform für Sonnenuntergänge, können wir selbst hier einem beiwohnen.
Die nächtliche Heimfahrt dann entlang der unbeleuchteten Straße, zwischen Kleinbussen und anderen Touristen, ist ein Erlebnis für sich.

Bootspartie

Ein Bus bringt uns an den Hafen der Insel, der an der einzigen Stelle der Caldera liegt, an der sich eine stabile Straße die Küste hinunter bauen lässt. Der Motorsegler macht zuerst einen Abstecher in den kleinen Hafen unterhalb von Thira, um einige Nachzügler aufzunehmen, und dann gehts nach Nea Kameni. Diese Insel ist in den letzten 2000 Jahren Stück für Stück aus dem Meer gewachsen, das letzte Mal 1950. Daher sieht es hier aus wie auf Island. Geröll, Lavafelder, Krater und stinkende Fumarolen. Kreuz und quer wandern wir über die Insel, geführt von „Ingmar“, einem deutsch-österreichischem Schilehrer, der die einzelnen geologischen Effekte erklärt. Das sich von den unzähligen Flipflop-Trägern keiner einen Haxen bricht, ist völlig unverständlich…
Nächste Station ist Palea Kameni, die kleine, ältere Schwester von Nea Kameni. Angelegt wird zwar nicht, aber es darf geschwommen werden. In einer Bucht tritt warmes, schlammiges Wasser aus, und Alex nutzt die Gelegenheit zum Pritscheln. Mir ist das Hinschwimmen zu kalt…
Thirasia, Santorins kleine Schwester ist der Halt für die Nachmittagspause. Strom gibts hier noch nicht gar so lang, insgesamt wirkt alles, außer dem Hafen, sehr verschlafen (man könnte auch sagen: verwahrlost), aber das Essen in der Taverne ist ausgezeichnet. Wir stapfen noch den Hang hinauf zur eigentlichen Stadt, Manolas, und dann geht es weiter, zurück nach Santorin. Über Oia fahren wir unterhalb der Steilküste zurück in den Hafen.

Erdbeben

Zweimal rumpelts des Nächtens ordentlich. Wir denken uns nicht viel dabei, ist eben ein Erdbebengebiet. Am nächsten Abend wollen wir in einer Taverne abendessen, doch der Wirt klaubt um 10 vor 10 eilig sein Tischzubehör ein und erklärt, dass er aus lauter Angst vor einem großen Erdbeben jetzt heimgeht. Super Stimmung. Der nächste Wirt schwächt ab, wenn irgendetwas zu erwarten wäre, würden die Sirenen heulen und alle würden evakuiert. So ertränken wir das mulmige Gefühl mit Weißwein. Am nächsten Tag besuchen wir wieder den Wirt, der ganz aufgeregt von seiner gestrigen Angst erzählt, soviel Angst hätte er selbst während seiner Zeit beim „Secret Service“ (hää?) nie gehabt, und wir mögen doch bitte die heutigen Getränke auf seine Rechnung konsumieren. Ein Eis gibts auch noch dazu. Was tut man nicht alles für ein gschmackiges Stiffado…
Es hat in der fraglichen „Nacht des Schreckens“ übrigens weder ein Erdbeben gegeben, noch sind neue Eilande aus dem Meer gehoben worden 🙂

Quad-Ausflug Nummer Zwei

Wir borgen uns noch für einen weiteren Tag ein Quad aus und fahren zuerst wieder in den Norden, um Oia auch einmal bei Tageslicht zu erkunden. Der Wind hat sich gelegt, und in den engen Gasse staut sich schon am Vormittag die Hitze. Aber es gibt viel zu sehen, Festungsbauten, alte Herrenhäuser der Handelskapitäne, und natürlich die tolle Aussicht.
Über die östliche Küstenstraße klappern wir einige Strände ab (in Exo Gialos, unterhalb von Thira, haben sich die Einheimischen Kammern in die 20m hohe Steilküste gegraben, wie Garagen).
In Pyrgos bummeln wir durch die alte Stadt und die Überreste einer venezianischen Festung, und essen zu Mittag, im Schatten von Arkaden.
Die Straßenkarten der Gegend sind meist recht dürftig und entsprechen mehr den Wunschvorstellungen der Tourismusbeauftragten, mit bunten Bildern und nur ansatzweise lagerichtigen Kreuzungen. Und so suchen wir nach einer Abkürzung nach Gavrilos, einem Bergrücken voll mit den Ruinen unzähliger Windmühlen. Einen Kandidaten für die Strecke haben wir auch schnell gefunden. Nach 100m Asphalt wechselt der Belag zu festem Schotter, dann geht’s in einen breiten Graben, die Straße wird zum Weg, der Schotter zum Sand, und irgendwann ist der Pfad nur mehr ein Hohlweg, vielleicht 2m breit. Und dann liegt ein Felsen in der Mitte.Man könnte doch versuchen, das ganze Quad drüberzuheben… aber Alex‘ Blick bedeutet recht umissverständliche Ablehnung. Direkt oberhalb von uns liegt allerdings eine erstaunlich frisch aussehende Kapelle in einer Nische der Grabenwand, zu der wir klettern. Und ein paar Meter weiter, an der Grabenkante, da erkennt man… die Rückseite einer Leitschiene. Da ist sie also, die richtige Abkürzung! So zuckeln wir also den Trampelpfad zurück nach Pyrgos, und dann die asphaltierte Hauptstraße hinunter nach Süden, um auf der anderen Seite wieder auf den Berg zu kommen.
Der letzte Teil des Ausflugs endet am Red Beach, der über einen engen Pfad erreichbar ist. Hier hat sich die lokale Sonnenschirm-Mafia eingenistet. Obwohl es schon fünf Uhr nachmittags ist, will die resolute Matrone fünf Euro für einen Schirm und zwei Liegestühle (die im früheren Leben auch Fahrradständer oder Schiträger gewesen sein könnten). Zur Benützung für den heutigen Tag, wohlgemerkt, nicht zum Mitnehmen! Deshalb beschränken wir uns aufs Spazierengehen und ein Schleck-Eis, und verfügen uns wieder nach Hause nach Imerovigli.

Bilder

Geocaches zum Artikel (8)

Bill's Santorini Caldera Views (GC1B5DJ) (D2/T3)
Sensational Santorini (GC96E0) (D2/T4,5)
Santorini Souvenir Swap (GCKM5K) (D2/T3)
Panagia Episkopi - Santorini (GCVVA4) (D3/T2)
Santorini meets the clouds (GCVVAA) (D3/T2)
Taxiarches - Santorini (GCVV9P) (D3/T2)
Airborne (GC14058) (D1,5/T1,5)
Nea Kameni (GC161PJ) (D2,5/T3,5)


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