von Philipp (2010)

1.Tag: God Save The Queen

Unsere Kabine

Unsere Kabine

Nach der Ankunft in Los Angeles und dem etwas problematischen Abholen des Mietwagens (angeblich gibt’s die gebuchte Kategorie nicht, dann das passende Auto nicht mehr; schließlich bekommen wir doch einen ganz ordentlichen Ford Escape) fahren wir zu unserem ersten Quartier, das beim letzten Besuch in LA leider ausgebucht war: die Queen Mary, ein in den 1960er-Jahren ausgemustertes Luxus-Kreuzfahrtschiff, das im Hafen von Long Beach liegt.

Die Innenausstattung ist, abgesehen von einigen kleineren Adaptionen, ganz im Original der 30er-Jahre. Quer durch’s Schiff kann die alte Brücke, der Funkraum, Kapitäns- und Offizierskajüten, der Maschinenraum und vieles mehr besichtigt werden. Die Restaurants werden auch so genutzt, wenn auch die Speisekarte nicht mehr ganz typisch englisch ist.

2. Tag: Joshua Tree National Park

MP3-CDs sollte man zumindest einmal probehören, bevor man sie frisch gebrannt in den Urlaub mitnimmt. Damit verhindert man, dass der CD-Player im Mietwagen die CD mit einer Fehlermeldung wieder auswirft. Und dabei hätte U2 gerade hier so gut gepasst (und ja, ich habe die Original-CD gekauft).

Einfahrt in den J T N P

Einfahrt in den J T N P

Im Nationalpark stoßen zwei unterschiedliche Wüstengebiete aufeinander: die Mojave (in der auch die namensgebenden Joshua Trees (Lilien eigentlich) vorkommen), und die heißere, tiefer gelegene Colorado Desert. Die Landschaft besteht zum großen Teil aus abgeschliffenen, aufgeschichteten Felsblöcken, von denen einige als Klettergärten genutzt werden. Hier kaufen wir auch unseren Nationalpark-Pass, dessen 80US$ sich schon in wenigen Tagen rechnen werden. Vom Keys View hat man eine tolle Aussicht ins südliche Coachella Valley, durch das die San Andreas-Verwerfung läuft. Sollte die grade aufbrechen, sind wir wenigstens auf der Festlandseite…

Wir verlassen den Nationalpark im Süden und wenden uns nach Osten, um am Abend den Lake Havasu zu erreichen, ein großes Erholungsgebiet an einem künstlichen Stausee. Am Weg dorthin fahren wir am Highway 177: stellenweise geht es hier 20km schnurgerade durch die Wüste, dann macht die Straße einen kleinen Knick, und es geht wieder 20km geradeaus. Platz gibt’s hier wirklich genug.
Die heutige Etappe ist eine der längsten der Reise, und so beginnt es schon zu dämmern, als wir einen offenen Campingplatz finden (der Kandidat davor war unbesetzt, und wir bargeldlos). Um es kurz zu sagen: wir sind müde und hungrig, und deshalb nehmen wir, was kommt: direkt am Seeufer, aber nur Schotter, Müll und Mücken. Wie das reichste Land der Erde zu solchen Sanitäranlagen kommt, ist mir auch ein Rätsel (und ich bin in solchen Dingen eher schmerzfrei…). Egal, Abendessen gibt’s in einem mexikanischen Lokal, und der Jetlag verhilft uns, bei unerwartet frostigen Temperaturen, zu tiefem Schlaf.

3. Tag: Auf zum Grand Canyon

Die Duschen am Campingplatz passen ganz gut zu den übrigen Sanitäreinrichtungen, deshalb packen wir das Zelt ein und machen uns, nach einem Einkauf davon. Dabei stoßen wir auf ein unerwartetes Problem: die Campinggaz-Stechkartuschen (die kleinen blauen), die in Europa (und zumindest auch in Neuseeland) üblich sind, sind in den USA unbekannt. Unseren Kocher, und damit auch das Kochgeschirr, haben wir also umsonst mitgeschleppt. Gemeinschaftsküchen sind auf Campingplätzen nicht üblich, also besorgen wir unseren Morgenkaffee beim Mac.

Am Weg zum Grand Canyon kommen wir an den „Grand Canyon Caverns“ vorbei, eine von nur wenigen, völlig trockenen Höhlen, die gut 100m tief reicht. Mit Lift! Dort werden wir zum ersten mal mit der offensichtlich typisch US-amerikanischen Unselbstständigkeit der Leute konfrontiert: jede Stufe, jede Unebenheit wird vom Guide kommentiert, die Vorträge bestehen zur Hälfte aus „watch your step, watch your head“. Die Geschichte der Höhle ist allerdings in der Tat interessant. Vor gut 100 Jahren erforschte ein Cowboy die Höhle, in der Hoffnung aus Gold, Silber und Diamanten. Leider war nichts davon zu finden, und so begann er („Walter“), die Höhle touristisch zu erschließen. Bei der Verwertung seiner Fundstücke war er wenig zimperlich. Drei mumifizierte, menschliche Leichen stellte er als „Höhlenmenschen“ dar, selbst nachdem ihn die ansässigen Hualapai-Indianer über deren geplünderte Grabstätte informiert hatten.
Heute befindet sich als besondere Attraktion ein offenes Hotelzimmer am Grund der Höhle: Betten, Sofas, Fernseher und Bar, die man gegen entsprechende Zuwendung mieten kann.

In Seligman, an der alten Route 66 (ein Magnet für verkleidete Harley-Fahrer), machen wir an eine Imbissbude inmitten von Autowracks Mittagspause, bevor es über Williams an den South Rim des Grand Canyon geht.

Dort angekommen begrüßt uns an der Einfahrt zum Park als Erstes das Schild „Campsite full“. Der Park Ranger empfiehlt uns aber einen kleinen privaten Campingplatz etwas südlicher, und tatsächlich finden wir dort einen tollen Stellplatz für Zelt und Auto. Schön ruhig, zwischen hohen Pinien, kein Vergleich zum Drecksloch gestern. Nur einmal wird die Ruhe durch ein tiefes Brummen von oben unterbrochen: nur wenige hundert Meter über dem Boden dreht eine silberne B17 eine Runde: Rundflug über dem Grand Canyon in einem Bomber. Hat was.
Nach dem Duschen besorgen wir uns Fleisch und einen Packen Brennholz und beschließen den Tag vor dem Zelt am Lagerfeuer.

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