von Philipp (2012)

Erster Tag: Ans Meer

Wir treffen uns an einer Raststation südlich von Graz, wo wir uns noch einen Kaffee gönnen. An der slowenischen Grenze dann der nächste Stopp, zum Kaufen der Vignette (Martin und ich scheinen Graz in dieser Hinsicht leergekauft zu haben). Um die Wartezeit zu verkürzen, wollen Martin und ich gleich nach der Grenze an einem Parkplatz einen Cache suchen, und dort kommt es zu einem kleinen Missverständnis: Wir geben Dieter und Peter zwar bekannt, wo wir warten, aber irgendwie dringt das nicht ganz durch. Und so brausen die zwei an „unserem“ Parkplatz vorbei, als wir gerade den Cache wieder verstecken. Ich sehe dann am GPS, dass es ein paar Kilometer weiter einen anderen, mit Geocache bestückten, Rastplatz gibt und plane, eben dort einzukehren, um die beiden KTMs wieder zu treffen. Das Kurzzeitgedächtnis versagt aber, und ich registriere den improvisierten Treffpunkt erst, während ich vorbeifahre. Und so treffen wir uns endgültig und erfolgreich am insgesamt dritten Rastplatz.

Währenddessen bemerkt Peter, dass ihm das „A“-Zeichen fehlt, das ab Kroatien vorgeschrieben sein müsste. Auch mir fehlt das Teil, und so versuchen wir, an Tankstellen den Aufkleber zu besorgen. Leider erfolglos. Martin hat allerdings an einem seiner Koffer einen zweiten Aufkleber, und ich bastle mir mit Klebeband, Notizzettel und Kuli einen wunderbar elliptischen Aufkleber. Kontrolliert wurde das übrigens nie, und nicht einmal jeder zweite andere Ausländer in Kroatien, Bosnien und Montenegro hat so einen Sticker…

Der überwiegende Rest des ersten Tags spielt sich also auf slowenischen und kroatischen Autobahnen ab, inklusive des Mittagessens. Nur das letzte Stück verläuft auf einer Landstraße zum Meer hinunter. An der Stelle, wo das Meer zum ersten Mal richtig sichtbar ist, machen wir an einer verfallenen Festungsruine kurze Rast, dann windet sich die Straße den Berg hinunter nach Senj.

Der Plan ist, am Hafen nach Pensionen oder Appartements Ausschau zu halten, aber es kommt anders: die Appartements halten nach uns Ausschau, in Form eines einheimischen Kleinwagens, der uns zum Folgen überredet. Es geht im Zickzack wieder ein Stück vom Hafen hinauf in den „Vorort“, zu einem ganz ordentlichen und günstigen Quartier, das wir auch gleich annehmen.

Die offensichtlich auffälligste Sehenswürdigkeit von Senj ist die etwas außerhalb der Stadt auf einem Hügel gelegene Festung Nehaj. Der Appartementbesitzer hat uns das dort untergebrachte Lokal empfohlen, und so kehren wir dort, nach einem Spaziergang durch den Ort, zum Abendessen. Wir werden dort als „die Grazer“ begrüßt, und es stellt sich heraus, dass die Besitzerin die Schwester des Apartment-Mannes ist. Was für ein Zufall… Die gebackenen Kalamari sind aber ausgezeichnet!

Zweiter Tag: Velebit und Pag

Wir brechen, nach einem Frühstück im Hafen nach Süden auf, für’s erste entlang der Küste. Nach acht Kilometern biegen wir ins Landesinnere ab, in die Berge. Das Wetter ist nicht übertrieben gut, sondern wolkig und bedeckt, aber stabil. Wir kommen immer höher, und mit den Höhenmetern wechselt die Vegetation; von karger Macchie hin zu saftigen Buchenwäldern.

Geplant ist eine Strecke entlang des Kamms des Velebit-Gebirges, allerdings gelangen wir recht bald an eine Rangerstation am Eingang eines Naturschutzgebiets. Die auf allen Karten als Durchgangsstraße eingezeichnete Strecke erweist sich als mautpflichtige Sackgasse. Wir investieren trotzdem die paar Kuna, und fahren die Schotterstraße hoch zu einem Parkplatz. Die Aussicht ist wetterbedingt bescheiden, aber man kann schon einen Eindruck vom Gebiet bekommen, das sich sehr gut zum Wandern eignet.

Wir drehen um und umfahren das Naturschutzgebiet auf einer kurvigen und engen Asphaltstraße. Dann stoßen wir wieder auf die Verlängerung der gesperrten Straße, und weiter zu einer Abzweigung in Richtung Schotter; einer der Gründe für die Reise!

Die recht einfache, aber enge Piste windet sich durch die Wälder, auf und ab. Mitten drin stoßen wir auf einen ausgewachsenen Reisebus (die müssen den da in Einzelteilen hergebracht und wieder zusammengesetzt haben; oder per Hubschrauber; oder der war schon vor der Gebirgsbildung da…) und ein paar PKWs. In der Nähe eines grob geschlagenen Tunnels liegt ein Cache, an dem wir eine kleine Pause machen. Nach gut 30km Schotter wird das Meer wieder sichtbar, und kurz danach gelangen wir wieder an die Hauptstraße, die von Gospic ans Meer führt.

Wir machen einen kurzen Abstecher hinauf zum höchsten Punkt der Straße, wo sich der „Kubus“ befindet, und fahren dann nach Prizna, von wo aus uns die Fähre nach Pag übersetzt.

Pag scheint auf dem ersten Blick völlig frei von Vegetation zu sein, und tatsächlich wächst auf der wüstenartigen, lang gestreckten Insel kaum ein größerer Busch. Das hat aber auch irgendwie Flair, vor allem, wenn man, so wie ich, auf unwirtliche Landschaften steht. Am Südende wechseln wir via Brücke wieder zurück aufs Festland. Nahe des inselseitigen Brückenkopfs, geschützt vor den Blicken vom Festland, liegt eine kleine Fähranlegestelle. Aber nicht nur vor Blicken schützte die Inselsilhouette, auch vor Artillerie; nachdem in den 90er-Jahren die jugoslawische Armee die alte Brücke vom Velebit aus beschossen hatte, ging der gesamte Verkehr zwischen dem kroatischen Kernland und der südlichen Küstenregion über die Fährverbindung. Neben vielem anderen kaum mehr vorstellbar…

Über die inzwischen längst wieder instand gesetzte Brücke fahren wir weiter in den Süden, vorbei an Zadar bis Biograd na Moru, dem heutigen Ziel. Für die Quartiersuche braucht’s heute etwas mehr Initiative als gestern: wir müssen tatsächlich von uns aus um Zimmer anfragen 😉

(D)…Dieter (M)…Martin (P)…Peter

Die Fotos der Reise, die nicht von mir sind, stammen von Dieter, Martin und Peter, und sind mit (D), (M) und (P) markiert. Dankeschön, euch!

Dritter Tag: Die Küste runter

Es geht die Küste entlang weiter nach Süden. Wir überqueren die Mündung der Krka, und streifen die wenig attraktiven Vororte von Split. Danach führt die Straße immer höher über das Meer, und irgendwann verlassen wir die steile Küste in Richtung Hinterland. Ein paar Serpentinen führen höher (die einzige Stelle übrigens, wo wir auf so richtig klassischen „kroatischen“, spiegelglatten Asphalt treffen), und bald kommen wir bei Šestanovac in ein Hochtal.

Parallel zur Küste, aber gute 10km davon entfernt, fahren wir dem Tal entlang. Einige Dörfer liegen an der Strecke, sie sehen aber weitestgehend verlassen aus. Vielleicht ist die 100m höher gelegene Autobahn schuld an der Ausgestorbenheit. Allein die modernen Postämter fallen aus der Reihe; sie sehen zwar auch nicht wirklich beschäftigt aus, aber zwischen den teilweise verfallenen Häusern stellen sie ein wenig Leben dar. Einmal scheint die ganze Ortschaft überhaupt nur aus einem Postamt zu bestehen.

Nach rund 35km Einsamkeit wenden wir uns wieder der Küste zu, beziehungsweise der trennenden Bergstraße. Oben am Pass soll laut Navi eine (geschotterte!!) Straße den Bergkamm zurück nach Nordwesten, ins Gebiet des Sv. Jure führen. Das tut sie technisch gesehen auch; ein Schild eindeutiger Symbolik versperrt aber die Durchfahrt. Viel gibt es da nicht zu diskutieren, das Fahrverbot ist eindeutig… Also fahren wir die Passstraße weiter Richtung Meer, um das Fahrverbot zu umgehen und den offiziellen Zugang zum höchsten Berg der Region zu nehmen.

Die wenigen Kilometer direkt an der Küste haben es in sich: rechts geht es senkrecht nach oben, wie es links gerade und hunderte Meter nach unten geht, nur durch sehr subtile Leitplanken gesichert. Dazwischen ein paar enge Tunnels.

Auch die Auffahrt zum Sv. Jure ist spektakulär, allerdings für Motorräder verhältnismäßig bequem: immerhin ist die asphaltierte Straße nur selten breiter als ein Auto. Da es aber schon später Nachmittag ist, ist nur wenig Verkehr auf der Strecke, und die Kehren bieten hie und da Ausweichmöglichkeiten.

Die Aussicht ist unglaublich: auf Seehöhen, die in Mitteleuropa noch dicht bewaldet sind, wachsen nur einige Büsche und geben den Blick frei auf unzählige karstige Hügel, Gipfel und Einschnitte. Dazwischen windet sich die kleine Straße in jede mögliche Ecke, über Plateaus, an Dolinen vorbei und an steile Abgründe geschmiegt.

Auf halber Höhe gibt es einen Rastplatz (mit Cache), bevor es weiter zum Gipfel geht. Nach 18km und gefühlten 1000 Kehren kommen wir am Gipfel an, der – neben der obligatorischen Sendeanlage – auch von einer hübschen Kapelle geschmückt ist. Wir machen Panoramafotos, spazieren um den Gipfel, finden einen zweiten Cache und bekommen von einem Russen in tadellosem, Alfred-Jodocus-Quack-gefärbten Deutsch Schnaps angeboten. Den wir dankend ablehnen, immerhin geht es die 18km ja auch wieder zurück.

Nur wenige Kilometer von der Einfahrt in den Nationalpark liegt die Ortschaft Makarska, in der wir ein Quartier suchen. Und wieder findet das Quartier uns; in Form eines rasenden Motorroller-Fahrers, der uns zu einem Appartement, nur wenige Minuten vom Strand entfernt bringt. Das Abendessen besteht dann aus 1.5 Pizzen für jeden, einem Spaziergang und einem Eis.

 

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