Irland: Teil 2

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Grossbritanien Nordirland / Grossbritanien

von Philipp (2012)

Schwätzer!

Blarney Castle ist ein Begriff? Kommt sogar bei den Simpsons vor… Ein Schloss, dessen ursprünglicher Besitzer bekannt für seine Schwätzereien und geschliffenen Kriechereien war, an dessen Wehrgang das Fragment des „Steins von Scone“ eingelassen ist. Wer immer den Stein küsst, erhält die rethorischen Fähigkeiten des freien Sprechens. Dabei legt man sich auf den Rücken und küsst den Stein von unten, nachdem man sich ewig in einer Schlange anstellt. Das gut die Hälfte der Aspiranten Amerikaner sind, die sich sonst schon vor dem Berühren von Stiegengeländern fürchten, verwundert, das das Serienküssen offenbar kein hygienisches Problem darzustellen scheint…

Frühstück

Fühstücken in Irland ist ‚was ganz Feines. Die Nähe zu den Briten ist hier offensichtlich, frühmorgens wird’s deftig. Würstl natürlich, Black Pudding – also Blutwurst, White Pudding (Leberwurst-ähnliches) und Speck. Dazu Ei, Champignons und Toast. Die Baked Beans, die manchmal dazu kommen, stammen wohl eher aus England; schad‘ aber auch nicht 🙂

Die Hauptspeisen sind dagegen zumindest nicht meine Sache: Eintöpfe mit unbestimmten Ingredienzen, Kartoffeln und totgekochtem Gemüse. Deswegen müsste man nicht nach Irland fahren…

Die Sache mit den bunten Schafen

Brandzeichen auf Schafen sind eine eher ineffiziente Methode, Besitzverhältnisse darzustellen. Halsbänder kann sich wohl niemand in den notwendigen Stückzahlen leisten, also bleibt nur eins: Försterspray! Womit andernorts zu fällende Bäume oder vielleicht auch Verkehrsunfallsituationen markiert werden, werden hier die Wolltiere gekennzeichnet. Das sieht recht witzig aus, wenn bunt markierte Schafe zwischen den Büschen herumhüpfen.

Buntes Schaf

Buntes Schaf

Es gibt auch die Geschichte, dass die EU die Haltung von Schafen fördert. Während die Zählorgane von Ort zu Ort fahren, um die Bestände aufzunehmen, treiben die Leute auch ihre riesigen „Gemeinschaftsherden“ von Hof zu Hof, um sie jeweils als „hiesige“ Schafe auszugeben. Um das zu verhindern, werden die Schafe benachbarter Höfe mit unterschiedlichen Farben besprüht. So kann keiner fremde Schafe als die eigenen ausgeben. Urban (rural?) legend? Who knows…

Landschaftliches (1)

Wer jemals „Die Hexe und der Zauberer“ gesehen hat und sich fragt, wo die Zeichner die Ideen für die Landschaften und Hintergründe hergenommen haben, der kann in Irland die Antwort finden. Mag sein, dass es in England, wo Artus eigentlich hingehört, ähnliches gibt, aber Irland ist auf alle Fälle ein Vorlagen-Kandidat. Bäume scheinen grundsätzlich Luftwurzeln zu entwickeln, Wiesen gehen übergangslos in Bäche über, Moos bedeckt praktisch alles. Die Wälder sind einerseits düster und dunkel, andererseits luftig-hell.

Märchenland

Märchenland

Sobald Wasser in der Nähe ist (und das ist es praktisch immer), liegt Dunst in der Luft. Überall gibt es Findlinge, dazwischen Sümpfe und markante Klippen, mitten im Wald! Seltsamerweise scheint es über die Jahrhunderte nie einen Mangel an Baumaterial gegeben zu haben, so dass Bauwerke auch unbenutzt die Zeiten überdauern konnten. Wo hier in Mitteleuropa Burgen und Ruinen meistens in Wäldern versteckt verrotten, stehen hier die Gemäuer auf freiem Feld, unangetastet, als wären sie für Touristen schon in verfallenem Zustand aufgebaut geworden.

Guiness

Es gibt ja die Geschichte, dass man drei bis fünf Glas Guiness trinken muss, bis es beginnt zu schmecken. Hab ich nie geglaubt, ist aber tatsächlich so! Es müssen nicht fünf auf einmal sein, es reicht, jeden Tag eines zu probieren. Nicht lang, und es schmeckt wirklich toll. Ehrlich!

Ordentliche Verpackungseinheit

Ordentliche Verpackungseinheit

Wandern

Ich will ja nicht dauernd auf dem schlechten Wetter herumreiten, aber es ist eben ein Fakt, dass in Irland nicht immer die Sonne scheint. Das macht Wanderungen, die aus nur ein paar hundert Höhenmeter bestehen, schon zur Herausforderung. Die hohe Luftfeuchtigkeit verhindert das Schwitzen, und schon nach einer Stunde steht man frierend im eigenen Schweiß. Wenn es aber nicht nebelig ist, oder es hauptsächlich um Ebenen geht (die Burren zum Beispiel), dann ist Irland genial zum Wandern. Es gibt Unmengen von markierten Pfaden, und die meisten sind Ziel nur vereinzelter Wanderer. Es gibt zwar Ausnahmen, wie „The Diamond Hill„, wo es teilweise wirklich umgeht, aber im Großen und Ganzen ist das Wander-Irland ein Land für Individualisten.

Landschaftliches (2)

Sobald irisches Festland auf die irische See stößt, beträgt die Klippenwahrscheinlichkeit fast 100%. Gut, es gibt den einen oder anderen Strand, aber der wird dann zumindest von kleineren Klippen eingefasst.
Da gibt es natürlich die ganz dicken Klippen, wie die Cliffs of Moher, aber daneben gibt es fast überall kaum weniger eindrückliche Formationen. Speziell bei Kilkee (wo in den Ausläufern der Klippen, wo sich natürliche Becken gebildet haben, die Pollack Holes, gerne gebadet wird), oder Slieve League (angeblich die höchste Klippe Irlands, allerdings nicht ganz so exponiert wie die berühmteren).

Omey Island

Manchmal eine Insel, und manchmal nicht? Die Verbindung zwischen einer Gezeiteninsel und dem Festland ist so seicht, dass sie bei Flut unter Wasser steht, und bei Ebbe trocken fällt. Omey ist eine solche Insel, die zweimal am Tag auch per Auto erreichbar ist, und dazwischen nur per Boot. Straße gibt es keine, aber der Sand wird so dermaßen fest, dass man beim Darüberfahren so gut wie keine Reifenspuren erkennen kann. Wir kommen eines Nachmittags bei Hochwasser an den Übergang, so dass wir uns einige Kilometer weiter eine Unterkunft suchen (ein altes Schloss, übrigens), damit wir am nächsten Morgen zu Insel kommen können. Nach einigen Diskussionen ob der Sicherheit des Unterfangens entschärft sich die „Angst“, als wir andere Autos die Sandbank überqueren sehen, ohne dass sie von Springfluten verschluckt werden.

Überfahrt nach Omey

Überfahrt nach Omey

Die Straßen auf der Insel sind gewohnt eng, und nur zum Teil asphaltiert. Wir lassen das Auto in der Nähe einer Farm stehen, und drehen eine Runde über die Insel. Die sandige Gegend ist grasbewachsen, und durchzogen von unglaublich vielen Kaninchenbauten. Man kann kaum drei Schritte gehen, ohne einem Loch ausweichen zu müssen. Die meiste Zeit begleitet uns ein kleiner Hund, der uns stolz sein Revier zeigt, unterbrochen nur von hektischen Karnickeljagden. Kanine Reizüberflutung, aber er scheint es gewöhnt zu sein, keinen Hoppel zu erwischen (Hoppels sind ja erwiesenermaßen keine  Dummen nicht…)

Bed and Breakfast

Dass die britischen Inseln überzogen von „Bed and Breakfast“-Unterkünften sind, wo es einfache Zimmer mit Frühstück, meist in familiärem Umfeld gibt, dürfte wohl bekannt sein. Dass es aber so viele sind, dass es praktisch immer Auswahl gibt, hat uns schon überrascht. Vor allem, dass kaum primitive Ex-Kinderzimmer längst erwachsener Sprösslinge angeboten werden, sondern meist richtig schöne Zimmer, mit eigenem Bad. Wenn wir das gewusst hätten, hätten wir das Zelt am Dachboden gelassen (und uns auch die 140 Euro Übergepäck für die Zusatztasche gespart). Die Höhepunkte waren, ex aequo, die Unterkunft in Kilkee mit dem Panoramafenster über der Bucht, und diejenige in Malin, mit der netten, geschwätzigen Mary.

Orte zum Artikel (2)

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