von Philipp (2009)

Dieser Artikel ist Teil der Geschichte Einmal um die Welt.

Genial: 25 Tage Urlaub, aber 26 Tage unterwegs! Der Sprung über die Datumsgrenze (in die richtige Richtung, von West nach Ost!) machts möglich. Die schlechte Nachricht: wir haben zwar einen Tag mehr erlebt, aber die Tage waren im Schnitt nur 23 Stunden lang…
Und: das Zurückspringen um einen Tag haben wir nicht wirklich „erlebt“ – von 1:10 in der jungen Nacht sind wir auf 1:10 ins gestern gehüpft…
Wie’s geht? Lies weiter.

Von gestern, heute, und morgen

Stell dir vor, du hättest einen fliegenden Teppich, der dich in einer Minute rund um die Welt bringen kann. Du hast auch eine Uhr, die dir genau anzeigt, wie spät es an dem Ort ist, den du gerade überfliegst. Eine zweite Uhr lässt du am Abflugort zurück.

Zuerst fliegst du in Richtung Osten los, über Asien, den Pazifik, Amerika, und so weiter, bis du wieder daheim bist. Währenddessen beobachtest du deine tolle Uhr. Sie wird sehr schnell die Stunden hochzählen, und irgendwann wird sie Mitternacht anzeigen. In diesem Moment wird sich dein Datum von „Heute“ auf „Morgen“ ändern. Danach wirst du irgendwann am Ausgangsort ankommen, wo die zweite Uhr gerade einmal eine Minute weitergelaufen ist. Nachdem du aber einmal Mitternacht überschritten hast, ist für dich schon „Morgen“.

Zweiter Versuch: du startest nach Westen, und fliegst über den Atlantik, Amerika,… Deine Uhr wird dabei rückwärts laufen! Ganz klar, wenn in Empersdorf 12 Uhr ist, ist’s in New York 6 Uhr, also läuft die Uhrzeit zurück, wenn du Richtung Amerika rauscht. Wie auch beim ersten Versuch wird deine Uhr irgendwo Mitternacht anzeigen, diesmal aber „in Rückwärtsrichtung“. Du wechselst also vom „Heute“ ins „Gestern“ (genial. Zeitreisen!). Beim Nachhausekommen ist aber nach wie vor nur eine Minute vergangen, obwohl du irgendwie in der Vergangenheit sein müsstest… Irgend etwas kann da nicht stimmen.  Jedesmal, wenn du die „Mitternachtslinie“ überquerst, springst du einen Tag vor oder zurück?

Des Rätsels Lösung ist die Datumsgrenze. Sie ist geostationär, also fest, und verläuft vom Nord- zum Südpol durch den Pazifik, meistens entlang des 180. Längengrads. Die Mitternachtslinie dagegen gehört zum lichtscheuen Gesindel, sie wandert einmal am Tag rund um die Erde, sie ist immer dort, wo die Sonne nicht ist. Bei einer Reise um die Erde überquerst du nicht nur die Mitternachtslinie (und machst einen Datumssprung), sondern auch die Datumsgrenze, an der du einen Sprung zurück machst. Einmal vor und zurück eben. Oder umgekehrt, aber am Ende stimmt’s wieder.

In dem Moment, in dem die Mitternachtslinie die Datumsgrenze passiert und weiter wandert, bildet die Region der Erde, die zwischen den Linien liegt, einen neuen Tag. Nachdem die Sonne Richtung Westen wandert, liegt das neue „Heute“ westlich von der fixen (geostationären) Datumsgrenze bis zur weiterwandernden „Mitternachtslinie“.

23 Stunden 59 Minuten nachdem die eine Linie die andere überschritten hat, ist die Mitternachtslinie um die Erde herumgewandert und hat (fast) der ganzen Erde den neuen Tag gebracht. Nur noch ein ganz kleiner Bereich, östlich der Datumsgrenze, ist noch nicht im „heute“ – allerdings nur noch für eine Minute. Dann ist für einen winzigen Augenblick überall der selbe Tag, aus dem „heute“ wird „gestern“, und das Spiel beginnt von vorne.

Die Insel des vorigen Tages

Egal, wie spät es gerade entlang der Datumsgrenze ist, an zwei Punkten knapp links und rechts (westlich und östlich) von ihr herrschen immer unterschiedliche Tage. Überschreitet man sie am Dienstag um 9 Uhr in östlicher Richtung, so gelangt man zum Montag, auch um 9 Uhr.

Mit diesem Gedanken beschäftigt sich Roberto de la Grive, der sich auf einem Schiff vor der Küste einer kleinen Pazifikinsel befindet. Zwischen dem Schiff und der Insel, die östlich von ihm liegt, verläuft seiner Vorstellung nach die Datumsgrenze. Er würde also, könnte er schwimmen, zur Insel hin ins „gestern“ gelangen…

Die Inseln des verlorenen Tages

Die Datumsgrenze liegt übrigens in der Nähe des 180. Längengrades. Dieser Längengrad verläuft praktisch ausschliesslich abseits von Kontinenten und bewohnten Gebieten, dadurch erspart sich die Menschheit einige Unannehmlichkeiten. An mehreren Stellen weicht die Datumsgrenze vom 180. Längengrad ab, zum Beispiel bei den Philippinen. Bis ins 19. Jahrhundert verlief die Datumsgrenze westlich des Inselstaats. Dadurch herrschte hier das selbe Datum wie in Mexiko, einem der wichtigsten damaligen Handelspartner der Philippinen. Als jedoch der Handel mit China zunahm, wurde die Datumsgrenz an den östlichen Rand der Philippinen verlegt. Dadurch ging hier ein ganzer Tag verloren, auf den 30. Dezember 1844 folgte der 1. Jänner 1845.

Orte zum Artikel (2)

PunktKiribati - Insel an der Datumsgrenze OSM Google Cachemap GeoHack
PunktRarotonga OSM Google Cachemap GeoHack


 

Ein Kommentar zu “Wie wir einmal einen Tag geschenkt bekommen haben…”

  1. Helga sagt:

    Hallo Alessandra und Philipposoph!
    Schwingt Ihr schon die Baströckchen?
    Dann wärmt euch mal eine Woche schön auf, bei uns wird`s gerade wieder kühler…. und nehmt euch vor den Schweinen in LA in Acht!
    Helga