von Philipp (2009)

Wenn es in Europa schönes Wetter gibt, dann könnte es sein, das dieses als Azorenhoch von hier kommt.

Montag

Der Bordservice der Air Berlin ist nicht gerade das Gelbe vom Ei, aber wenn die Flüge halbwegs günstig sind, kann man die viereinhalb Stunden auch ohne Menü und Filmauswahl überstehen. Nach der Ankunft holen wir gleich den Mietwagen ab. Im Übernahme-Formular sind bereits sämtliche Schäden vermerkt, und ohne das Auto selbst gesehen zu haben, bekommen wir den Eindruck, das Vehikel könnte sich zumindest einmal überschlagen haben. So schlimm ist’s dann aber nicht, allein der inseltypisch platzsparende Innen“stadt“verkehr und einige Hecken scheinen Opfer gefordert zu haben.

Lagoa do Fogo

Lagoa do Fogo

Wir machen uns also auf den Weg ins etwa 30min entfernte Hotel in Agua de Pao, wo wir unser Zeug abladen, das ausgefallene Frühstück mit einem Mittagessen kompensieren, und gleich weiter Richtung Norden fahren, zum Kratersee „Lagoa de Fogo„.Die versprochen tolle Aussicht können wir nicht ganz genießen, da sich das Massiv in dicke Wolken hüllt (übrigens nicht zum letzten Mal für diese Woche). Deshalb fahren wir weiter an die Nordküste, auf Straßen in seltsam tief eingeschnittenen Gräben, die möglicherweise durch Lavaströme entstanden sind. Ein Spaziergang durch Ribeira Grande führt uns die dramatische Fussgänger-Situation der Insel vor Augen: Gehwege entlang der Straßen gibt es praktisch nicht, ständig klemmt man sich zwischen Fassaden und vorbei rasenden LKW-Außenspiegeln. Trotz der Enge entsteht aber nie richtiges Chaos, die Schwerlast-LKWs, und Busse arrangieren sich mit den auch an kritischen Stellen parkenden Kleinwagen. Von den geduldigen Azorianern könnten Mitteleuropäer einiges lernen.

Dienstag

Das erste Ziel für heute ist der Lagoa do Congro, ein See, der nicht direkt auf Straßen zugänglich ist. Deshalb kurven wir ein bisschen durchs Hinterland, wo sich bald zeigt, dass hier die Klassifikation von Straßen nicht ganz so nachvollziehbar und eindeutig ist, wie man es aus Mitteleuropa gewöhnt ist. Kreuz und quer geht’s entlang von Schotterpisten und asphaltierten Stellen, über betonierte Furten (die allesamt wasserlos sind), bis wir schließlich einen dem See nahe gelegenen Platz finden, an dem wir das Auto parken. In Serpentinen geht es zu Fuß hinunter in den Krater, durch dichten Dschungel und Riesenfarne. Unten ist es total still und idyllisch, hierher verirrt sich, außer der lokalen Jugend des nächtens, kaum wer.
Der Weg zum nächsten Ziel, eine aufgelassene Mineralwasserfabrik, wird wieder zum Straßen-Ratespiel. Die Papierkarte zeigt einen Wander-Pfad, das Navi einen „Fahrweg“. Groß ist dann die Überraschung, als sich die Strecke als zweispurig asphaltierte Fahrbahn entpuppt. Der Schalter bleibt also auf „2WD“.
Der Ort selbst liegt am oberen Ende eines Tals, wo sich mehrere Bäche treffen. Durch einen Erdrutsch wurden die Anlagen beschädigt und bröckeln langsam vor sich hin.
Weiter geht’s an die Nordküste, wo wir wieder auf eine Kartenkuriosität stoßen: Im Navi ist eine geplante Hauptverkehrsroute eingezeichnet, die nur in Ausnahmefällen schon befahrbar ist, oft als Baustelle erkennbar, aber größtenteils einfach nicht existiert. Egal, wir finden die Teeplantagen auch so (in denen zum Teil auch Edelkastanien wachsen! Allerdings nicht die steirischen Schrumpelkastanien, sondern ordentliche Brocken). Eine „Teefabrik“ können wir besichtigen, in der mit Maschinen aus dem 19. Jahrhundert und händisch Tee getrocknet, sortiert und abgepackt wird.
Und dann beginnt das Abenteuer.

Wassermühlen-Ruinen

Wassermühlen-Ruinen

Die Zielkoordinaten eines Multicaches (Lomba da Maia) liegen an der Steilküste, laut Beschreibung irgendwo in Strandnähe. Wir nehmen die am nächsten liegende Straße in die passende Richtung, wohl wissend, dass es eher ein Trampelpfad wird. Enger wird’s, unebener wird’s, der Schalter wechselt auf „4WD“. Dann endet der Weg an einer Steinmauer. Also fahren wir zurück zur Hauptstraße und suchen eine andere Möglichkeit. Wieder wird’s eng, wieder wird’s steil, am Beifahrersitz wird’s ruhig, aber nicht entspannt. Der Schalter wechselt stellenweise auf „Lock“. Es geht dann auch ordentlich bergab, und zwar so, dass sich Alex an einer Stelle weigert, die Situation unwidersprochen hinzunehmen. Nach kurzer, energischer Diskussion parke ich das Auto neben ein verlassenes Haus, wohl wissend, dass der weitere Weg ohne weiteres 4WD-tauglich ist.
Nach einigen Metern zu Fuss zeigt es sich dann: der Weg bleibt steil, es wird grasig und rutschig, der Weg endet an einer Kante, und es gibt keine Umkehrmöglichkeit. Resümee: dank etwas betagter Straßenbereifung hätten wir im besten Fall einen einheimischen Traktor besorgen müssen; von allein wären die zwei Tonnen niemals wieder rückwärts nach Hause gekommen… Detail am Rande: in der Cachebeschreibung war ein geeigneter Weg nach unten beschrieben, aber gelesen hat das wieder mal niemand…
So gelangen wir per pedes zu einer Reihe von verfallenen Wassermühlen, den Cache und den Strand, wo jahreszeitlich bedingt absolut nichts los ist. Wilde Feigen wachsen dort, die allerdings nicht besonders süß schmecken.
Einige Kilometer weiter, wieder im Auto, machen wir einen Abstecher zum „Salto Farinha“, einem Wasserfall der aussieht, als ob anstelle von Wasser Mehl fließt, so fein und gleichmäßig.
Im Landesinneren dann der „Salto do Cavalo“. Dank rudimentärster Spanischkenntnisse, auf Portugiesisch umgelegt, erwarten wir einen weiteren Wasserfall. Der wieder eintreffende Nebel versperrt jedoch die Sicht, allerdings sollte doch etwas zu hören sein? Es stellt sich heraus, dass „Salto“ in diesem Fall nicht „Fall“ bedeutet. Bei einem späteren Besuch können wir dann auch die tolle Aussicht vom „Rösselsprung“ bewundern.
Zum Abendessen machen wir einen Abstecher in die kleine Stadt Povoacao[], wo wir Bekanntschaft mit den inseltypisch riesigen Portionen machen. Vor der Heimfahrt wird also noch ein Spaziergang an der Promenade fällig.
Für die Heimfahrt (gerade einmal 23km Luftlinie) brauchen wir über eine Stunde, was nicht nur am einsetzenden Nebel, sondern vor allem an der Straßenführung liegt. Auch die Hauptstraßen winden sich in engen Serpentinen an die Hänge.

Mittwoch

Wie wachsen eigentlich Ananassen (Ananase?)? Am Boden, hoch oben im Baum, oder wie? Antwort gibt eine Ananas-Planage in Ponta Delgada. Auf Stengeln in 50cm Höhe nämlich. Die Planage kann besichtigt werden, und natürlich gibts allerlei Andenken zu kaufen. Ananassen (Ananase?), Likör, allerlei Tschatsch. Mit Importfrüchten ist der Geschmack der frischen nicht zu vergleichen, viel süßer und ohne Säure. Hmmmm!

Ananas-Zucht

Ananas-Zucht

In Stück weiter im Landesinneren kommen wir in ein Erholungsgebiet (über den Umweg einiger Schlammstraßen, ist doch eines der Ziele des Urlaubs, das Auto so dreckig wie möglich zurückzugeben). Das Gebiet ist eine Mischung aus botanischem Garten und Picknick-Platz (solche Plätze gibt es übrigens auffallend oft auf der Insel). Wir wandern also herum, lösen die Aufgaben eines Multicaches und kommen schließlich an einen Aussichtsturm, von dem aus wir… genau nichts sehen außer den Regenwolken 🙁
An der Nordküste, bei Santo António, besuchen wir einen ehemaligen Walfänger-Hafen, der dicht an den Felsen am Fuß einer Klippe liegt. Die enge Straße ist nicht wirklich SUV-tauglich, aber irgendwie schaffen es die Bewohner, ihre kleinen Fischerboote auf Anhängern täglich rauf und runter zu bringen.
Für das Abendessen suchen wir ein Lokal in Vila Franca do Campo. Unser Essensrhytmus ist nicht wirklich an die Öffnungszeiten angepasst, trotzdem finden wir ein Lokal, in dem vor dem „offiziellen“ Aufsperren die Köchin hochselbst serviert. Obwohl die Atmosphäre eher einem verlassenen Bahnhof gleicht, ist das Essen ausgezeichnet, und – reichlich.

Geocaches zum Artikel (33)

Lagoa do Fogo [Sao Miguel-Acores] (GC1HFGJ) (D1,5/T2,5)
Lagoa do Fogo (Earthcache) (GC1HKTP) (D1,5/T1,5)
Agua das Lombadas (GCPBKB) (D1/T2)
Ponta do Cintrao - Farois de Portugal (GC1FAQ5) (D2/T1,5)
ROCA DO LOURO PORTO FORMOSO SaO MIGUEL ACORES (GC1PW01) (D2/T2)
Cha dos Acores (GC1N5W1) (D1,5/T1,5)
Lomba da Maia - Praia da Viola (GC1VJA3) (D2/T2)
Salto do Cavalo - Furnas (GC1T0XZ) (D1,5/T1,5)
XII JAMBOREE ACORIANO - LAGOA (GC1VFA0) (D2/T1,5)
FORNO DA CAL SAO MIGUEL ACORES (GC1P9E5) (D1/T1)
Geocache dos Ananases / Pineapples Geocache (GC1QTT5) (D1/T1)
Reserva Florestal do Pinhal da Paz ( Acores ) (GC1RH6J) (D1,5/T3)
Ponta do Morro ( Sao Miguel-Acores ) (GC1F2CY) (D1,5/T1,5)
Made of Rock (Ancient Water Device) (GC1WNDH) (D1/T1)
Miradouro do Cerrado das Freiras [Sao Miguel] (GC1Q782) (D2/T1,5)
Sao Miguel Real #1 (GCJTXQ) (D2/T2)
Tunel de descarga da lagoa das 7 cidades (GC1Q295) (D2,5/T4)
FF12 - Ying Yang (GC1N2Q8) (D2/T1)
Cache do Canario - Canary Cache (GC1RRNZ) (D1/T2)
Lagoa do Pau Pique (Sao Miguel-Acores) (GC1CNRE) (D1,5/T1,5)
Ferraria - Farois de Portugal (S. Miguel) (GC1X6FM) (D1/T1,5)
SENHORA DA PAZ VFC SMG ACORES (GC1RDXH) (D1/T2)
Just add water - DP/EC43 (GC1PPAP) (D1,5/T1,5)
The Furnas Fumarole Field (GC1NGDW) (D2/T1,5)
The Big Araucaria (GC1N4DC) (D3/T3,5)
Monte Santo (Sao Miguel-Acores) (GC1D3DM) (D1,5/T2)
XII JAMBOREE ACORIANO - PONTA DELGADA (GC1VF9F) (D1/T1,5)
Rubber (GC8D56) (D1/T1)
Forte de S. Bras (GC1W3PT) (D1/T1)
3a Ca. S. / 1942 - Defesa militar de costa (GC1Q4RP) (D3/T2,5)
Hot-Hot-Hot (GC8CFA) (D2/T2)
Pico dos Bodes (Sao Miguel-Acores) (GC1GKC3) (D1,5/T1,5)
Hessut's Lost Treasure (GC1ZNHF) (D2,5/T3)


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