von Philipp (2009)

Donnerstag

Eine der geographischen Hauptattraktionen Sao Miguels ist der Kratersee in „Sete Cidades„, dessen eine Hälfte grün, die andere blau schimmert. Wieder macht’s uns das Wetter schwer: vom Aussichtspunkt am Kraterrand ist der See zwar zu sehen, aber mangels Sonnenschein verbergen sich die sonst leuchtenden Farben. Insgesamt kommen wir viermal hierher, aber immer macht das Wetter den Kalenderfotos einen Strich durch die Rechnung. Egal, die Szene ist auch so beeindruckend.

Die Kraterseen mit der trennenden Brücke

Die Kraterseen mit der trennenden Brücke

Am Kratergrund gibt es eine weitere Besonderheit. Nachdem der Krater und die in ihm liegende Ortschaft in der Regenzeit immer wieder überschwemmt wurde, baute man zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen Tunnel zwischen dem See und dem Umland, unter dem Kraterrand durch. So konnte im Fall des Falles Wasser aus dem See abgelassen werden. Die meiste Zeit über ist der Tunnel allerdings trocken, dann wird er von Einheimischen gern als Abkürzung verwendet. Und natürlich liegt ein Cache in der Mitte des 1200m langen, schnurgeraden Schachts, von dessen einem Ende man das gegenüberliegende Portal erkennen kann. In weiser Voraussicht haben wir eine Taschenlampe und Stirnlampen mit, uns so ausgerüstet betreten wir an der See-Seite den Tunnel. Alex‘ Befürchtungen über plötzlich einströmendes Wasser zerstreuen sich. Erstens liegt der Wasserspiegel im See hinter der Schleuse vielleicht 5cm über der Tunnelsohle, und außerdem trennt eine kleine Trennmauer den eigentlichen Kanal vom Fußweg. Kein Problem also. Unterwegs tauchen vor uns plötzlich Taschenlampen auf, die allerdings nach einer Minute wieder verschwinden. Seltsam, wo doch der Tunnel kerzengerade verläuft… Des Rätsels Lösung ist eine seitliche Kammer, in der der Gegenverkehr verschwunden ist. Beim Cache angekommen, der übrigens anhand von Markierungen an der Tunnelwand (alle 10m) zu finden ist, beschließen wir, bis zum anderen Ende zu spazieren, wo wir im Freien eine kurze Verschnaufpause einlegen, und zurückgehen.

Am Kraterrand

Am Kraterrand

Da zu Mittag die Sonne herauskommt, fahren wir wieder zum Aussichtspunkt, wo ein weiteres Mal die Wolken vor uns eintreffen, und so erforschen wir das Gebiet südöstlich des Kraters. Hier bietet sich eine gute Gelegenheit, den Allrad auszuprobieren, nach ein paar Kilometern stehen wir wieder an einer für uns unpassierbaren Stelle mit melonengroßen Felsbrocken. Also kehrt-marsch, vielleicht haben sich ja inzwischen die Wolken wieder verzogen? Ratet mal…
Am westlichen Ende der Insel besuchen wir Mosteiros, vor dessen Küste sich eine Felsformation namens Kloster befindet: eine Insel in der Form eines Hauses, und mehrere Felsnadeln als Mönche. Die Brandung leistet hier ordentliche Arbeit.
Südlich davon genießen wir an einem Rastplatz den Sonnenuntergang über dem Meer (nachdem wir nochmal am Kraterrand vorbeigeschaut haben…).

Freitag

Hier wird gekocht...

Hier wird gekocht...

Furnas ist eine Ortschaft und ein See in einem riesigen Doppel-Krater. Die Besonderheit der Gegend ist, abgesehen von den heißen Quellen, eine kulinarische: früh morgens werden Kochtöpfe in Schächte an den Dampfquellen am Seeufer vergraben, so dass der Eintopf bis zu Mittag fertig gekocht ist. Gegen 12h versammelt sich eine Handvoll Schaulustiger an den Quellen, die Transporteure treffen ein, und dann werden die Töpfe aus den mit lockerer Erde und einem Deckel isolierten Schächten gehoben. Kurz danach wird in der nahen Stadt in mehreren Lokalen zum Schmaus gerufen, verschiedene Fleischstücke, Gemüse und Süßkartoffeln. Ein Spaziergang zur größten Araukarie Europas (der zweitgrößte der Erde, der Meister steht in Hawaii) hilft unseren Mägen, mit der Menge fertig zu werden.
Ansonsten verläuft der Tag geruhsam, nur in unserem „Heimatort“ besteigen wir den Aussichtshügel, eines Caches wegen.

Samstag

Stadtbesichtigungs-Tag! Wir suchen uns einen Parkplatz an der Hafenpromenade von Ponta Delgada und beginnen unsere Besichtigungs-Tour. Im Hafen liegt ein Dreimast-Segler, den wir schon ein paar mal während des Frühstücks beim auf- und ab-kreuzen beobachten konnten. Beim Näherkommen fällt mir die große Deutsche Flagge am Heck auf. Tatsächlich ist es die „Gorch Fock„, ein deutsches Marine-Schulschiff.

Cool und gruselig!

Cool und gruselig!

Wir setzen unseren Bummel durch die Stadt fort, wo wir auch den einen oder anderen Cache suchen. Ein besonderes Highlight der Stadt ist der Park „Jardim António Borges“, in dem man einen riesigen Gummibaum mit meterhohen Wurzelarmen findet, und einen auf Lavabrocken gebauten Bereich mit Höhlen, Brücken, Treppchen,… Und der geniale „Hessut„-Cache beginnt hier.
Am Nachmittag verlassen wir die Stadt in Richtung Nordküste, westlich von Ribeira Grande. Dort soll sich eine verlassene, unterirdische Geschützstellung aus dem Zweiten Weltkrieg befinden. Hier fällt uns zuerst aber etwas anderes auf: ein cooles Strandlokal mit Korbsesseln, gläsernem Windschutz und kleinen Snacks. Abends muss hier die Hölle los sein. Wir finden auch die Stellungen, die aber recht klein und übersichtlich sind. Trotzdem, ein kleines Abenteuer.
Der Weg nach Hause führt uns an heißen Quellen mit Bademöglichkeit vorbei. Noch ohne Badezeugs erkunden wir die Sache. Das Wasser ist warm, aber ganz trüb, so dass die Tiefe nicht erkennbar ist. Als alte Feigscheisser verschieben wir das Bad „auf ein anderes Mal“, obwohl kurz darauf Leute mutiger sind als wir, und wir erkennen können, dass die Becken nur hüfttief sind.
Auch am Lagoa do Fogo kommen wir wieder vorbei, und wieder ist es nebelig wie im November… Auf 900m Seehöhe kann man allerdings einen Schimmer blauen Himmels erahnen, und wir nehmen einen kleinen Pfad zu einer Gruppe etwas höher gelegenen Funkmasten. Olalá, hier scheint strahlend die Sonne, und uns wird ein phantastischer Blick über die Nebeldecke geboten.
Wieder in unserem Heimatdorf stellen wir fest, dass die zweite Station des Hessut-Caches ganz in der Nähe liegt, allerdings erfordert sie das Warten auf die Ebbe. Es sieht zwar eher nach Flut aus, aber wozu ist meine Hose abzippbar, und wozu liegen Badeschuhe im Kofferraum? Wer dem Piraten auf der Spur ist, der lässt sich von ein bisschen Wasser ja wohl nicht abhalten… Und es klappt, zehn Sekunden vor einer gewaltigen Welle schaff‘ ich es wieder zurück aufs Trockene 🙂

Sonntag

Für den letzten richtigen Tag ist hauptsächlich eine Wanderung zu einem Wasserfall an der Südost-Küste geplant, und der Abschluss des Hessut-Caches, dessen nächste Station fast am Weg liegt. Diese Station entpuppt sich als sehenswerter Lost Place, beunruhigt werden wir nur durch den Umstand, dass der Sonntag offenbar Jagdtag ist. Ständig hört man entfernte Schüsse, teilweise Schreierei, worauf geschossen wird, bleibt erst unklar; Hasen nämlich.

...mitten im Dschungel

...mitten im Dschungel

Auch die offensichtlich letzte Station des Caches liegt in passender Richtung, und wir entscheiden uns, den Cache abzuschließen, bevor wir uns dem Wasserfall widmen. Im Nachhinein keine schlechte Entscheidung. Der Final bietet landschaftlich großes Kino, selbst der Rückweg ist spannend und führt durch ein Dorf, das zur Hälfte völlig verfallen, andererseits aber sauber hergerichtet ist. Die letzte Etappe führt über enge Kopfsteinpflaster-Serpentinen zurück ins Tal, wo das Auto geparkt ist.
Die Ostküste haben wir bisher versäumt, und so fahren wir nach Nordeste, mit dem bereits bekannten Effekt „Wegstrecke = 4x Luftlinie“.

...im Osten der Insel.

...im Osten der Insel.

Die Stadt ist nicht wirklich sehenswert, und der Nachmittag neigt sich dem Ende zu (auf einen Besuch beim geplanten Wasserfall haben wir schon verzichtet). Wieder gibt es kleine Diskussionen ob der Interpretation von unterschiedlichen Karten-Inhalten. Diesmal gewinne ich, und die am Navi als „Trail“ gekennzeichnete Linie entpuppt sich als zwar unaspahltierte und enge, aber ebene und interessante Strecke, die sich als Route durch Brasilien oder Südost-Asien ausgibt. Der auf halber Strecke liegende Aussichtspunkt bietet einen grandiosen Blick auf den höchsten Berg der Insel (gut, knapp 1000m reißen einen Alpenbewohner nicht vom Stuhl, aber der Gesamteindruck…).
Das Abendessen wollen wir gemütlich im Hotel einnehmen, und danach beschließen wir an der Bar mit Cocktails und mit Live-Musik-Untermalung diesen erlebnisreichen Urlaub.

Besonderer Link

Auf azoren-online gibt es Hintergrundinformationen und Tipps für alle Inseln des Archipels.

Geocaches zum Artikel (33)

Lagoa do Fogo [Sao Miguel-Acores] (GC1HFGJ) (D1,5/T2,5)
Lagoa do Fogo (Earthcache) (GC1HKTP) (D1,5/T1,5)
Agua das Lombadas (GCPBKB) (D1/T2)
Ponta do Cintrao - Farois de Portugal (GC1FAQ5) (D2/T1,5)
ROCA DO LOURO PORTO FORMOSO SaO MIGUEL ACORES (GC1PW01) (D2/T2)
Cha dos Acores (GC1N5W1) (D1,5/T1,5)
Lomba da Maia - Praia da Viola (GC1VJA3) (D2/T2)
Salto do Cavalo - Furnas (GC1T0XZ) (D1,5/T1,5)
XII JAMBOREE ACORIANO - LAGOA (GC1VFA0) (D2/T1,5)
FORNO DA CAL SAO MIGUEL ACORES (GC1P9E5) (D1/T1)
Geocache dos Ananases / Pineapples Geocache (GC1QTT5) (D1/T1)
Reserva Florestal do Pinhal da Paz ( Acores ) (GC1RH6J) (D1,5/T3)
Ponta do Morro ( Sao Miguel-Acores ) (GC1F2CY) (D1,5/T1,5)
Made of Rock (Ancient Water Device) (GC1WNDH) (D1/T1)
Miradouro do Cerrado das Freiras [Sao Miguel] (GC1Q782) (D2/T1,5)
Sao Miguel Real #1 (GCJTXQ) (D2/T2)
Tunel de descarga da lagoa das 7 cidades (GC1Q295) (D2,5/T4)
FF12 - Ying Yang (GC1N2Q8) (D2/T1)
Cache do Canario - Canary Cache (GC1RRNZ) (D1/T2)
Lagoa do Pau Pique (Sao Miguel-Acores) (GC1CNRE) (D1,5/T1,5)
Ferraria - Farois de Portugal (S. Miguel) (GC1X6FM) (D1/T1,5)
SENHORA DA PAZ VFC SMG ACORES (GC1RDXH) (D1/T2)
Just add water - DP/EC43 (GC1PPAP) (D1,5/T1,5)
The Furnas Fumarole Field (GC1NGDW) (D2/T1,5)
The Big Araucaria (GC1N4DC) (D3/T3,5)
Monte Santo (Sao Miguel-Acores) (GC1D3DM) (D1,5/T2)
XII JAMBOREE ACORIANO - PONTA DELGADA (GC1VF9F) (D1/T1,5)
Rubber (GC8D56) (D1/T1)
Forte de S. Bras (GC1W3PT) (D1/T1)
3a Ca. S. / 1942 - Defesa militar de costa (GC1Q4RP) (D3/T2,5)
Hot-Hot-Hot (GC8CFA) (D2/T2)
Pico dos Bodes (Sao Miguel-Acores) (GC1GKC3) (D1,5/T1,5)
Hessut's Lost Treasure (GC1ZNHF) (D2,5/T3)


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